Diese Ansichtskarte vermittelte einen Eindruck, wie die Generation unserer Eltern und Großeltern den „Adler“ in Erinnerung haben wird. Zu dem Innenraum ist zu sagen, dass hier bereits das eigentliche Gastzimmer und das „Billardzimmer“ im Hintergrund zu einem Raum vereinigt waren, wie es bei gelegentlichen Tanzveranstaltungen der Fall war.
Das untere Teilbild gibt einen kleinen Eindruck von den schattenspendenden Lindenbäumen, unter denen es sich schon gut und fröhlich feiern ließ. Auch der Grundriss des ganzen Grundstückes mag manchen Priedemostern eine Erinnerungsstütze sein.
Einst im Besitz des Viehhändlers und Gastwirts Rudolf Waschke, der sich später in Glogau zur Ruhe setzte, ging dieser Gasthof 1911 an Wilhelm Hennig über. Der „Adler“ war, vor allem wohl wegen seiner Lage außerhalb des Dorfes, aber auch wegen des – wie man sah – vorgeprägten Geschäftsablaufs, viel mehr als die anderen Priedemoster Gasthäuser von Zeitentwicklungen abhängig.
Bei einer Entfernung von fast genau 1 Meile (7,5 km), was einer gemütlichen Pferde-Stunde entsprach, war dieses Haus außerordentlich günstig gelegen. Nicht vergessen sei auch, dass in jedem Oktober die von Glogau kommende Hochkirch-Prozession hin- wie heimwärts hier Kaffeepause einlegte.
In den Jahren der Inflation schon, mehr aber noch mit der ständigen Weiterentwicklung des motorisierten Verkehrs verlor der Adler seine Funktion mehr und mehr. Hinzu kam, dass im Juni 1917 das ganze Gebäude völlig ausbrannte. Dabei wurde erst so richtig sichtbar, wie grundsolide das alte Gebäude errichtet worden war. Die Außenmauern waren etwa 70 cm stark, die Dachsparren hatten einen Querschnitt von 30 x 30 cm. War das alte Gebäude noch zweistöckig mit ausgebautem Dachgeschoss gewesen – der Tanzsaal ging über die ganze Breite der Straßenfront, für die Musikanten war eine Empore eingebaut – so war der von Maurermeister Paul Kowald errichtete Neubau nur noch einstöckig und stand quer zur Straße. Platz für einen Saal war auf der Rückseite vorgesehen, zum Bau kam es nicht mehr. Der Garten erfüllte noch weiterhin seinen Zweck, nunmehr aber vor allem bei den Sommerfesten der Priedemoster Vereine und der Schulen.
Wieder ein Stück Tradition ging verloren, als durch den Nachfolger von Wilhelm Hennig, Herrn P. Machuy, der „Adler-Steg“, ein zu Sommerzeiten romantischer Zickzackweg zum Gässel bei Schober hin, nun geradeaus führend an einen Graben verlegt wurde. Der Lindengarten aber wurde am Kriegsende von sowjetischen Truppen umgelegt, auch die Kegelbahn verschwand dabei. Das nun einsam gelegene Gasthausgebäude hatte seit dem letzten Besitzwechsel nur noch als Wohngebäude gedient. Die Konzession war erloschen, seit 1938 gab es keinen Gasthof „Zum schwarzen Adler“ mehr.
Eine nette Geschichte sei hier noch erzählt: In den Jahren vor 1912 wurde einmal durch Zeitungsanzeigen bekannt gegeben: „Nächsten Sonntag um 3 Uhr großes Wettlaufen Waschke gegen Mahler auf der Landstraße beim Adler!“. – Es handelte sich bei Waschke, dem Adlerwirt, und bei Mahler, dem Bauern von dem später Knördel’schen Hof, um die beiden beleibtesten Männer von Priedemost! Den gegen 15 Uhr im Adler gespannt wartenden Gästen aber wurde erklärt, man sei bereits früh um 3 Uhr gelaufen! Die anfängliche Enttäuschung der vielen Gäste war aber bald in einen geschäftlichen Erfolg des Wirtes umgemünzt –, was wohl auch der Zweck dieses Spaßes gewesen war.